Das Kindergeld ist für viele Familien in Deutschland eine wichtige finanzielle Unterstützung. Doch was passiert, wenn das Kind volljährig wird? Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass mit dem 18. Geburtstag automatisch der Anspruch auf Kindergeld endet, gibt es tatsächlich mehrere Szenarien, in denen Eltern auch danach weiterhin Kindergeld beziehen können. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Voraussetzungen und Möglichkeiten, die es Eltern erlauben, auch nach dem 18. Geburtstag ihres Kindes Kindergeld zu erhalten.
Die Grundlagen des Kindergeldes
Bevor wir uns den spezifischen Fälen widmen, in denen Kindergeld über das 18. Lebensjahr hinaus gezahlt wird, ist es wichtig, die Grundlagen zu verstehen.
Was ist Kindergeld?
Kindergeld ist eine staatliche Leistung, die Eltern oder Erziehungsberechtigten in Deutschland zusteht. Es soll dazu beitragen, die finanziellen Belastungen, die mit der Erziehung und Versorgung von Kindern einhergehen, zu mindern.
Wie hoch ist das Kindergeld?
Seit dem 1. Januar 2025 beträgt das Kindergeld einheitlich 255 Euro pro Monat und Kind. Diese Erhöhung war ein wichtiger Schritt, um Familien angesichts steigender Lebenshaltungskosten zu unterstützen.
Kindergeld nach dem 18. Geburtstag: Die Ausnahmen
Der 18. Geburtstag markiert in Deutschland die Volljährigkeit und damit oft auch das Ende vieler kinderbezogener Leistungen. Beim Kindergeld gibt es jedoch wichtige Ausnahmen, die es Eltern ermöglichen, weiterhin finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Ausbildung und Studium
Eine der häufigsten Gründe für die Weiterzahlung des Kindergeldes nach dem 18. Geburtstag ist, wenn sich das Kind in einer Ausbildung oder einem Studium befindet.
Berufsausbildung
Wenn das Kind eine Berufsausbildung absolviert, haben Eltern weiterhin Anspruch auf Kindergeld. Dies gilt für die gesamte Dauer der Ausbildung, auch wenn diese über das 25. Lebensjahr hinausgeht.
Studium
Auch während eines Studiums besteht der Anspruch auf Kindergeld fort. Dies umfasst sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge. Wichtig ist, dass das Studium ernsthaft und zielstrebig verfolgt wird.
Übergangszeit zwischen Ausbildungsabschnitten
Es kann vorkommen, dass zwischen zwei Ausbildungsabschnitten eine Pause entsteht. In solchen Fällen wird das Kindergeld für maximal vier Monate weitergezahlt, sofern der nächste Ausbildungsabschnitt bereits feststeht.
Freiwilligendienste
Junge Menschen, die sich für einen Freiwilligendienst entscheiden, können ihren Eltern ebenfalls den Anspruch auf Kindergeld erhalten. Dies gilt für:
- Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
- Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)
- Bundesfreiwilligendienst
Arbeitslosigkeit und Arbeitssuche
Ist das volljährige Kind arbeitslos und bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend gemeldet, besteht der Kindergeldanspruch bis zum 21. Geburtstag fort.
Besondere Umstände und Härtefälle
Es gibt Situationen, in denen das Kindergeld auch über die genannten Regelungen hinaus gezahlt werden kann.
Behinderung des Kindes
Wenn ein Kind aufgrund einer Behinderung nicht in der Lage ist, sich selbst zu unterhalten, besteht der Anspruch auf Kindergeld ohne Altersbegrenzung. Die Behinderung muss vor dem 25. Lebensjahr eingetreten sein.
Verlängerung aufgrund besonderer Umstände
In einigen Fällen kann der Anspruch auf Kindergeld verlängert werden, beispielsweise wenn:
- Das Kind seinen Wehrdienst oder Zivildienst abgeleistet hat
- Durch besondere Umstände (z.B. Krankheit) die Ausbildung verzögert wurde
Voraussetzungen und Nachweise
Um Kindergeld auch nach dem 18. Geburtstag zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt und Nachweise erbracht werden.
Erforderliche Dokumente
Je nach Situation können folgende Dokumente erforderlich sein:
- Immatrikulationsbescheinigung bei Studierenden
- Ausbildungsvertrag bei Auszubildenden
- Nachweis über Arbeitslosenmeldung
- Ärztliche Atteste bei Behinderung oder Krankheit
Einkommensgrenzen
Es ist wichtig zu beachten, dass es Einkommensgrenzen gibt, die das Kind nicht überschreiten darf, damit der Kindergeldanspruch bestehen bleibt. Diese Grenzen können sich ändern und sollten regelmäßig überprüft werden.
Antragstellung und Behördenkommunikation
Die Fortsetzung des Kindergeldes nach dem 18. Geburtstag erfolgt nicht automatisch. Eltern müssen aktiv werden und die notwendigen Schritte einleiten.
Wo und wie beantragen?
Der Antrag auf Weiterzahlung des Kindergeldes muss bei der zuständigen Familienkasse gestellt werden. Dies kann in der Regel online oder schriftlich erfolgen.
Regelmäßige Überprüfung
Die Familienkasse überprüft regelmäßig, ob die Voraussetzungen für den Kindergeldbezug weiterhin vorliegen. Es ist wichtig, Änderungen in der Situation des Kindes umgehend mitzuteilen.
Fazit
Die Möglichkeit, Kindergeld auch nach dem 18. Geburtstag zu beziehen, ist für viele Familien eine wichtige finanzielle Unterstützung. Sie trägt dazu bei, junge Menschen während ihrer Ausbildung oder in besonderen Lebenslagen zu unterstützen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Regelungen zum Kindergeld regelmäßigen Änderungen unterliegen können. Eltern sollten sich daher stets auf dem Laufenden halten und im Zweifelsfall Beratung bei der zuständigen Familienkasse oder einem Steuerberater suchen.
Die Fortführung des Kindergeldes über das 18. Lebensjahr hinaus ist ein wichtiger Baustein in der deutschen Familienpolitik. Sie ermöglicht es jungen Menschen, sich auf ihre Ausbildung zu konzentrieren, ohne dass die finanzielle Belastung für die Familie zu groß wird. Gleichzeitig stellt sie sicher, dass auch in besonderen Lebenslagen eine Unterstützung gewährleistet ist.
Für Familien ist es ratsam, sich frühzeitig mit den Möglichkeiten und Voraussetzungen für den fortgesetzten Kindergeldbezug auseinanderzusetzen. Eine gute Planung und rechtzeitige Antragstellung können dazu beitragen, finanzielle Engpässe zu vermeiden und eine kontinuierliche Unterstützung sicherzustellen.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Kindergeld auch nach dem 18. Geburtstag eine wichtige Säule der familiären Unterstützung in Deutschland darstellt. Es bietet Familien finanzielle Sicherheit in einer Phase, in der junge Menschen wichtige Weichen für ihre Zukunft stellen.
Ingo Kosick engagiert sich seit über 30 Jahren im Bereich des Sozialrechts und kann sich unbestreitbar als Experte in diesem Bereich bezeichnen. Er gehört zudem zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Für soziales Leben e.V. . In der Redaktion ist er der RvD und für Koordinationsaufgaben zuständig.
